Eröffnung Ausstellung #StolenMemory
Das Stadtarchiv Kevelaer präsentiert vom 14. Juli bis 01. August 2023 die Ausstellung #StolenMemory. Anhand persönlicher Gegenstände ehemaliger KZ-Insassen werden deren Lebens- und Verfolgungsgeschichten erzählt. Zu sehen ist die Open-Air Ausstellung von den Arolsen Archives in einem aufklappbaren Übersee-Container auf dem Mechelner Platz in Kevelaer, der montags bis freitags von 8.00 bis 17.00 Uhr geöffnet sein wird. Am Freitag, den 14. Juli 2023 findet um 10.00 Uhr eine kleine Eröffnungsfeier statt.
Ob Uhren, Eheringe, Brieftaschen, Modeschmuck, Brillen oder Fotos mit Widmungen, die Nationalsozialisten nahmen Häftlingen bei ihrer Einlieferung in die Konzentrationslager jede persönliche Habe ab. 4.700 Umschläge mit diesen sogenannten „Effekten“ kamen 1963 nach Arolsen in das umfangreichste Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Der Auftrag der Arolsen Archives war und ist, dieses Raubgut an die Überlebenden oder Angehörigen der Opfer zurückzugeben. Denn die Gegenstände erzählen von den Menschen, die sie einst besessen haben, und sind oft das einzige Erinnerungsstück an einen geliebten Menschen. Über 680 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.
Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer*innen und den Rückgaben an ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucher*innen über QR-Codes Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen. Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede*r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und deren Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.
Der emotionale Wert der Effekten
„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.
Ausstellung findet ihre Fortsetzung in Kevelaer
„Wir freuen uns darauf, die Ausstellung in Kevelaer präsentieren zu können und dadurch auch den Opfern des Nationalsozialismus in Kevelaer zu gedenken“, so Janine Weigel M.A., Leiterin des Stadtarchivs. „Es gibt sicherlich noch einige Schick-sale von Menschen und Familien aus Kevelaer, die mit Erinnerungsstücken rekon-struiert werden könnten und deren Geschichte wir erinnern sollten.“
Ausstellung und Website
Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung mit mittlerweile vier Containern durch Deutschland und seit Mai 2022 auch durch Polen und Belgien. Unterstützt und gefördert werden die Arolsen Archives bei den Wanderausstellungen durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Auswärtige Amt sowie und das belgische Außenministerium.
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet. Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann.
Es werden alle interessierten Besucher*innen herzliche eingeladen, den Container zu besuchen:
Wo: Mechelner Platz, 47623 Kevelaer
Wann: 14.07.2023 – 01.08.2023, Mo. – Fr. 8.00 – 17.00 Uhr
Eröffnung: Freitag, 14.07.2023, 10.00 Uhr mit Janine Weigel, Leiterin Stadtarchiv Kevelaer, und Dr. Anke Münster, Arolsen Archives
Kontakt: Stadtarchiv Kevelaer, archiv@kevelaer.de
Link zur Website #StolenMemory: https://stolenmemory.org/