Nachbetrachtung Gästeführung Weltfrauentag
Auch in diesem Jahr war die Nachfrage nach der vom Kevelaerer Marketing in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten organisierten Stadtführung anlässlich des Internationalen Frauentags groß. 35 Interessierte kamen, um gemeinsam die Geschichten von Frauen zu entdecken, die Kevelaer geprägt haben. „Die positive Resonanz verdeutlicht, dass das Interesse an den Biografien dieser starken Frauen nach wie vor ungebrochen ist“, so Verena Rohde, Wirtschaftsförderin und Leiterin des Kevelaer Marketing.
Kevelaerer Frauen und ihr Alltag …
… lautete das Motto der rund 70-minütigen Tour, die bei strahlendem Sonnenschein am Priesterhaus begann. Die beiden Stadtführerinnen Margret Meurs und Mechtild Jansen führten durch die Stadt und machten hierbei auf spannende und unterhalt-same Weise die Geschichten starker Frauen in Kevelaer sichtbar. In der Stadtgeschichte haben mehrere bemerkenswerte Frauen eine wichtige Rolle gespielt. So wie Griche (Margarete) Gerrits, die ohne Besitz eines akademischen Titels in Kenntnis jeden Baumes und jeder Pflanze ein Herbarium mit 5000 seltenen Pflanzen zusammenstellte. Sie, wie auch ihr als bester Vogelkundler am Niederrhein bekannte Bruder They, schrieben die mundartigen der Pflanzen- bzw. Vogelarten auf, welche in rheinischen Mundartbüchern übernommen wurden. Beide werden durch die Benennung der „Geschwister-Gerrits-Straße“ und eine Gedenktafel am Platz ihres Wohnhauses geehrt. Die auch Tütten Din oder Dina genannte Hendrina Janßen war durch ihren Erfindungsreichtum beim Transport von Lebensmitteln mit dem Fahrrad bekannt. So transportierte sie neben Eiern damit auch Mehl, Zucker und Salz in eigens aus der heimischen Zeitung hergestellten Tüten. Sie war auch eine der ersten Frauen in Kevelaer mit einem Führerschein und verteilte im 2. Weltkrieg Lebensmittel mit einem Auto, das sie sich mit einem Arzt zur Versorgung der Bevölkerung teilte. Rosemarie Reul lebte als junge Frau ebenfalls zur Zeit des 2. Weltkrieges in Kevelaer. Bereits als Kind liebte sie die Atmosphäre im Buchladen ihres Vaters Heinrich Schröer und den besonderen Geruch von Büchern. Trotz der Herausforderungen des Krieges wurde sie selbstständige Buchhändlerin und blieb später auch als Mutter von zwölf 12 Kindern in ihrem Beruf aktiv. Das Schicksal von Maria Wackers, Mutter von 6 Kindern und Euthanasieopfer des Nazi-Regimes, zu deren Gedenken auf der Maasstraße 35 ein Stolperstein verlegt wurde, war ebenfalls Bestandteil der Stadtführung.
Ein weiterer Blick in die Geschichte
Auch einige (ehemalige) bekannte Gästeführerinnen der Wallfahrtsstadt fanden Erwähnung. Die aus Goch stammende Elke Lamond wurde 1980 zusammen mit Marianne Heutgens und Hildegard Vermöhlen zunächst als sogenannte „Politesse“ zur Überwachung des ruhenden Verkehrs eingestellt, war aber später auch viele Jahre als Gästebegleiterin und Stadtführerin tätig. Aufgrund ihrer guten Englischkenntnisse hatte sie zu verschiedenen Anlässen und im Kontakt mit Laarbruch sowie der englischen Partnerstadt Bury St. Edmunds übersetzt. Die Gästeführerin Lore Broeckmann und ihr Ehemann Hans waren aufgrund eines persönlichen Kontaktes Ideengeber für die Städtepartnerschaft zwischen Kevelaer und Bury St. Edmunds. Lore Broeckmann war menschlich sehr engagiert und u.a. ehrenamtlich als Sprecherin der KFD im Dekanat Goch und als Leiterin der Bücherei in Wetten tätig.
Eine inspirierende Reise durch die Zeit
Diese und weitere Frauen hinterließen bleibende Spuren in der Geschichte Kevelaers. Den beiden Stadtführerinnen Margret Meurs und Mechtild Jansen war wichtig, auch auf die damaligen Herausforderungen von Frauen einzugehen. „Insbesondere zu damaligen Zeiten war es als Frau schwer, seinen Weg außerhalb der vorgesehenen Normen zu gehen. Es ist unglaublich beeindruckend, was diese und viele andere Frauen zur damaligen Zeit geleistet haben“, so die beiden Stadtführerinnen. „Diese Frauen inspirieren auch heute noch andere Frauen und verdeutlichen wie wichtig es ist, seinen eigenen Weg zu gehen und für gleiche Rechte und Chancen von Frauen einzustehen“, ergänzt die Gleichstellungsbeauftragte Christiane Peulen. Den Abschluss des Programms bildete ein gemeinsames Kaffeetrinken in der Öffent-lichen Begegnungsstätte, wo eine Tanzgruppe unter Leitung von Edith Bongers-Reul noch für einen weiteren Überraschungsmoment sorgte. Mit ihrer Darbietung rundeten sie das Programm in gelungener Weise ab.